Wir (Sebastian G., Sebastian S., Simon K., Felix Sch., Max Sch., Martin B. und Patrick K.) machten uns in den letzten Sommerferien zu einem wahrhaft spannenden Abenteuer auf. Für drei Tage wollten wir mit dem Kanu die Lahn hinunter paddeln. Was anfänglich wie ein Kinderspiel klang sollte sich allerdings bald als großes Abenteuer entwickeln.
Es war früher morgen als wir uns zur Abfahrt trafen, der Tau hing noch an den Blättern. Eine gräuliche Wolkendecke erstreckte sich am Himmel von Horizont zu Horizont. Düstere Vorahnungen keimten in uns auf, das Wetter könnte uns einen Strich durch die Rechnung machen. Mit Gepäck ausgerüstet, als wollten wir den Everest besteigen machten wir uns auf zum Bahnhof nach Germersheim. Es begann eine wilde Bahnfahrt, bei der wir am laufenden Meter von einem Zug in den nächsten hetzten, kaum einen Sitzplatz errungen schon wieder aufschnellen, über Bahnsteige hetzten Treppen runter und hoch, den kürzesten Weg durch die Menschenmassen bahnen, rein in den Zug, alle da? Glück gehabt! Und dann das selbe Spiel von vorne. Bis wir Schlussendlich unseren Zielbahnhof in Aumenau erreicht hatten. Ein großes Lob an die Bahn, es hat alles gut geklappt und man höre und staune, kein Zug hatte Verspätung und kein Zug wurde verpasst.
Am Natursportzentrum Lahn angekommen erhielten wir eine kurze Einweisung in den Umgang mit den Booten, sowie unsere Ausrüstung (Schwimmwesten und wasserdichte Gepäcksäcke). Bald merkten wir, dass die Säcke für unser vieles Gepäck viel zu klein waren. „Na ja, macht nichts,“ dachten wir noch und verstauten alles gutgläubig in den Booten. Kaum waren wir die ersten paar Meter gefahren begann es zu regnen. Das ganze Gepäck war Nass! Nur darüber konnte ich mir in diesem Moment noch keine Gedanken machen. Krampfhaft versuchte ich mich daran zu erinnern was der freundliche Mann bei der Einführung zur Handhabung der Boote gesagt hatte wie sie denn zu manövrieren seien. Es wollte mir nicht mehr einfallen, so glichen die ersten paar Meter eher einer wilden Karussellfahrt als einer Kanutour. Ein Glück hatten meine Passagiere einen guten Magen und alles blieb dort wo es hingehörte. Sichtlich stolz gelang es mir dann doch, nach den ersten paar hundert Metern das Boot unter Kontrolle zu bringen, von da an begann die Fahrt richtig Spass zu machen und daran konnte auch der Regen nichts ändern. Es ging vorbei an den wunderschönen Landschaften, Felsen die am Ufer aufragten und satten grünen Wäldern, die Märchenhaft den Fluss säumten. Hier und da lugte auf den Hügeln zwischen den Bäumen ein verwünscht wirkendes Gemäuer hervor. Nach ein paar Stunden schöner, leider auch schön nasser, Fahrt kamen wir an unserem Nachtlager in Runkel an. Dort eröffnete sich uns das ganze Ausmaß der Katastrophe, alles pitsche patsche Nass. Notdürftig versuchten wir die Sachen mit einem Fön zu trockenen, aussichtslos. Zum Glück hörte es auf zu regnen und wir könnten das Zelt im „trockenen“ aufbauen. Es wurde spät und als wir unser kärgliches Mahl verzehrt hatten vielen wir müde und erschöpft auf unser Nachtlager.
Pünktlich zur Abfahrt fing es am nächsten Morgen auch wieder an zu regnen. Das sollte sich den ganzen Tag auch nicht ändern. Dennoch konnte uns der Regen die Stimmung nicht verderben, es hat tierisch viel Spass gemacht auf der Lahn Kanu zu fahren. Gerade als wir fröhlich unsere Paddel ins Wasser eintauchten bemerkten wir vor uns etwas düsteres. Das schwarze Tor von Mordor. Das könnte doch nicht sein. Eiskalt stellten sich die Nackenhaare. Das konnte doch nicht sein. Aber es wurde größer und größer. Wir verlangsamten die fahrt uns suchten mit hastig verängstigtem Blick das Ufer nach Orgs ab. Jeden Moment müsste man uns entdecken. Die Spannung war zum zerreißen. Der Puls schnellte in die Höhe, wir trauten uns kaum zu atmen. Nichts! Niemand tauchte auf, keine Orgs, keine Bergtrolle. Wie wir nach kurzer Zeit herausfanden handelte es sich um eine der zahlreichen Schleusen an der Lahn. Diese war zum selbst betätigen und es machte einen riesigen Spass die Kammer zu fluten und dann die Tore zu öffnen. Die zweite Nacht verbrachten wir in Limburg. Jedoch hatten wir heute keine Lust uns selbst zu kochen. In der Stadt fanden wir ein gemütliches italienisches Restaurant. Dort wurde uns sogleich noch ein Zimmer angeboten, allerdings lehnten wir ab, wir hatten Abenteuer gebucht und wir kosteten jede Sekunde aus, ob mit oder ohne Regen, vielleicht auch gerade wegen des Regens. Abends wollten wir noch den Dom besichtigen allerdings war es wohl doch schon zu spät und so spähten wir nur durch das Schlüsselloch auf ein großen Kreuz, welches im Chorraum hing.
Am Nächsten Tag dann der ernüchternde Anruf, die Schifffahrt war eingestellt. Frühzeitig mussten wir unser Lahnabenteuer abbrechen. Trotz des Regens währen wir alle gerne noch die letzte Strecke gefahren, aber da war nichts zu machen. So verbrachten wir den Tag noch in Limburg, oder besser im Subway in Limburg, dort saßen wir mehrere Stunden, bevor wir dann wieder mit dem Zug nach Hause fuhren. Alles in allem war es ein schöner und erlebnissreicher Ausflug, den ich jeder Zeit wiederholen würde, mit und ohne Regen!